CANON EOS R7 - Ist der Hype berechtigt?

Am 22. Februar hatte ich mir, nach wirklich langen Überlegungen, die CANON EOS R 7 ergattert. Ergattert deshalb, da sie sehr lange nicht verfügbar war und es lange Wartezeiten gab. Angefixt durch diverse YouTube Filme (von CANON affinen Testern) und Testberichte auf diversen Internetseiten war die Kamera für mich interessant. Als ich sie dann bei Fotogena in Worms verfügbar sah, ließ ich sie mir reservieren. Ich konnte sie, da ich durch meine erste Coronainfektion ein paar Tage außer Gefecht war, erst an diesem besagten Donnerstag abholen. Danach war erstmal wieder keine weitere verfügbar.

Da ich meine alten EF – Linsen weiterverwenden wollte, war der Adapter natürlich unabdingbar.

1. Die allerersten Eindrücke:

Fast haben mich die vielen Einstellmöglichkeiten die einem die R7 anbietet, erschlagen. Obwohl ich die Canon-Menues bereits von diversen DSRL-Kameras kannte, waren viele Einstellmöglichkeiten für mich nicht auf den ersten Blick in ihrer Wirkung ersichtlich/selbst erklärend.
Die Haptik gestalteten die Canondesigner nach meiner Meinung sehr angenehm. Die R7 liegt sehr gut in der Hand. Etwas gewöhnungsbedürftig dürfte der so genannte Multi-Controller und das Schnellwahlrad. Die Bedienung ist etwas fummelig. 
Ich kam einfach nicht richtig voran mit den Einstellmöglichkeiten so dass mir nichts anderes übrig blieb als mich schlau zu machen. Im Netz sind ja viele unterschiedliche Informationen vorhanden, aber die richtigen Antworten auf meine Fragen bekam ich nicht.

Es blieb mir im Endeffekt nichts anderes übrig, als mir das komplette Handbuch auszudrucken. Man kann 4 Seiten auf ein DIN A 4 Papier ausdrucken. Immerhin sind es mehr als 1000 Seiten. Vier auf einer Seite, doppelseitig gedruckt, sind es immer noch an die 125 Blätter.

Da ich auch hier nicht wirklich weiterkam kaufte ich mir noch das Handbuch von Martin Schwabe und Akki Moto. Hier kam mir dann die ein oder andere Erleuchtung.

Auch stellte ich fest, dass bei Dauerfeuer und elektronischem Verschluss kam die Fehlermeldung Err070. Dies war anscheinend ein Fehler,  der mit dem Firmwareupdate von CANON beseitigt wurde.

2. Erste Aufnahmen:

2.1 SIGMA 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Contemporary

Die ersten Testaufnahmen waren zunächst ernüchternd. War doch als ganz elementares Feature die rauscharme Aufnahme bei hohen ISO-Werten herausgehoben worden. Aber dass ich bei ISO 1000 schon merkliches Rauschen sah, das wunderte mich doch ziemlich. Es waren Aufnahmen mit meinem

SIGMA 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Contemporary (Serie 015) LINK

Als nächstes, was ich im Netzt fand, war, dass man zuallererst einmal die Firmware für Objektiv und Kamera auf den aktuellen Stand bringen muss. Dies habe ich getan, hier der LINK zu SIGMA. Canon hat ihn ebenfalls auf der HP.

Auch dies brachte keine merkliche Besserung. Ich hatte den Eindruck, dass der Stabilisator der Kamera und des Objektivs gegeneinander arbeiten. Viele Bilder sahen so aus, als ob der Vogel z.B. leicht gegeneinander verschoben zu sein.

Hier einige Beispielfotos bei denen ich versuche zu verdeutlichen, was ich meine, IS bei beiden Systemen → ON, Frei Hand.

(ooC) → f/8, 1/1600“, ISO 640 Entfernung ca. 20m zur Taube

100% Ausschnitt (ooC) → f/8, 1/1600“, ISO 640 Entfernung ca. 20m zur Taube

Man muss aber auch erwähnen, dass einigermaßen ansehnliche Fotos herauskamen, sahen für mich nicht reproduzierbar sondern eher zufällig aus. 
f/8, 1/1600“, ISO 640 Entfernung ca. 20m zur Taube

Auch Aufnahmen vom Stativ waren nicht optimal. Ich zweifelte schon an meinen fotografischen Kenntnissen/Fähigkeiten.

Dann ging ich einen Schritt zurück und machte ein paar weitere Aufnahmen mit dem Stativ. Abstand zum Objekt, zwischen 10 und 20 m. IS wurde an beiden, also Objektiv und Kamera, ausgeschaltet.
Jetzt waren die Ergebnisse, so wie erwartet. Das 300er Canon hatte hier die Nase vorn. 

20230329_0060_BEA_Canon EOS R7_EF300mm f-4L IS USM_300 mm_1-500 Sek. bei f - 8,0_ISO 640_Ausschnitt=3051 x 2034pixel

20230329_0075_BEA_Canon EOS R7_EF300mm f-4L IS USM_300 mm_1-500 Sek. bei f - 8,0_ISO 400_Ausschnitt=4491 x 2994pixel 

Aufnahmen mit dem CANON EF300mm f/4L IS USM liefert hingegen Spitzenqualität und das obwohl die Markteinführung dieser Linse 1997 war. Es ist immer noch ein Klasseobjektiv. Auch hat hier der Augenautofokus perfekt funktioniert. 
100% Ausschnitt (ooC),  f/8, 1/80“, ISO 640, Freihand  Abstand ca. 3m zur Amsel

Bei diesem Eichhörnchen hat der Augenfokus, trotz der vielen Äste, hervorragend funktioniert.
202302250122_BEA_Canon EOS R7_EF300mm f-4L IS USM_300 mm__1-500 Sek. bei f - 8,0_ISO 250

Autofokus auf "Tiere", auch zwischen dem Geäst getroffen. Das ist schon ein großes Plus.
202302250116_Canon EOS R7_EF300mm f-4L IS USM_300 mm__1-500 Sek. bei f - 8,0_ISO 320

Auch beim Sigma 150-600mm F5-6.3 DG OS HSM - Contemporary 015 wurde die Aufnahmen mit dem Stativ deutlich besser. 
Ich hatte immer irgendwie das Gefühl, dass beide Stabilisatoren gegeneinander arbeitetet.
Beide Aufnahmen, der Amsel, wurden sogar mit ISO 6400 hervorragend.

20230331_0041_Canon EOS R7_150-600mm F5-6.3 DG OS HSM - Contemporary 015_600 mm_1-1000 Sek. bei f - 8,0_ISO 6400_Ausschnitt=5896 x 3930pixel 

20230331_0069_Canon EOS R7_150-600mm F5-6.3 DG OS HSM - Contemporary 015_600 mm_1-1000 Sek. bei f - 10_ISO 6400_Ausschnitt=6123 x 4082pixel 

Bei dieser Aufnahme der kleinen Meise kann man nicht meckern, es ist in Punkto Schärfe und Rauschen bei ISO 4000 nahezu ok. Frei Hand, beide Stabilisatoren ON.

 Canon EOS R7_150-600mm F5-6.3 DG OS HSM - Contemporary 015_600 mm_1-1600 Sek. bei f - 8,0_ISO 4000


Von einigen Aufnahmen war ich richtig begeistert, nämlich der HDR-Modus. Zum Thema HDR werde ich einen extra Beitrag schreiben.

Ich muss zugeben, dass dies nicht bei den ersten Aufnahmen geklappt hatte. Erst bei Belichtungszeiten von 1/500" gelangen tolle HDR Aufnahmen Frei Hand.

Auch Fokusstacking war eine der wichtigsten Punkte für den Kauf gewesen.
Hier habe ich einen extra Beitrag zum Thema Fokusstacking geschrieben.


FAZIT:

Die CANON EOS R7 ist sicherlich eine gute Kamera, aber ob die Jubelstürme gerechtfertigt sind, möchte ich jetzt nicht bestätigen.
Sie kann das, was sie soll, bzw. was man mit ihr prognostizierte.
Meiner Meinung nach hat aber die Einarbeitungszeit deutlich länger gedauert, wie ich es mir habe träumen lassen. jetzt bin ich ja kein unerfahrener in Sachen Fotografie und ich war oft am Grübeln.
Wenn man sich eingearbeitet hat, kann man durchaus etwas mit ihr anfangen.

Positiv:

# Der Augenfokus ist natürlich der absolute Hit.
# Fokusstacking ist sehr sehr gut, wenn auch bis jetzt nur Indoor richtig getestet. Dies muss sich in der freien Natur noch bestätigen.
# HDR ist 1a und nach einer gewissen Einarbeitungszeit durchaus brauchbar.

Negativ

# Autoiso und längste Verschlusszeit.

" Wenn bei der mit [Auto-Bereich] eingestellten maximalen ISO-
Empfindlichkeitsgrenze, keine korrekte Belichtung erzielt werden kann, wird eine
kürzere Verschlusszeit als die [Längste Verschl.zeit] eingestellt, um die
Standardbelichtung zu erhalten. Diese Funktion steht bei Blitzlichtaufnahmen nicht zur Verfügung." 
→ Dies halte ich für Suboptimal, bei Zeitautomatik wird dann schnall mal die kürzeste Verschlusszeit unterschritten, obwohl man sie eigentlich bei z.B. 1/500" begrenzt hat. Abhilfe schafft hier nur der manuelle Modus.


# Kein Extra Batteriegriff verfügbar und wird es wohl auch nicht geben. Wer gewohnt ist, mit einer 1DX zu arbeiten, dem hat hier zu wenig Kamera "in der Hand". Außerdem ist die Batteriekapazität mit einem Akku nur mäßig.


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