Fokus Bracketing mit der Canon EOS R7

 

  In diesem Beitrag möchte ich auf ein ganz besonderes Thema in der Makrofotografie eingehen. Oftmals hat man bei der Makrofotografie das Problem, dass der Schärfebereich, je näher man an das Objekt kommt, sehr gering ist. Der Schärfebereich wird geringer, je größer der ABM (Abbildungsmaßstab) ist. Bei einem ABM von 1:1, was Makroobjektive durchaus erreichen, sind dies wenige Millimeter Schärfentiefe. Möchte man nun einen größeren Bereich scharf abgebildet bekommen, muss man in die Trickkiste greifen. Inzwischen bearbeiten dies die moderneren Kameras intern mittels kamerainterner Software. Es besteht aber weiterhin die Möglichkeit, dass man dies manuell, mittels einer speziellen Fokusstackingsoftware selbst machen kann. Dazu stehen z.B. Helicon Focus, Photoshop und diverse andere Softwarelösungen zur Verfügung. 

Was ist Fokus Bracketing?

Fokus Bracketing ist eine Technik, die in der Fotografie Anwendung findet.  Das Ziel beim Fokus Bracketing ist, dass bei einer Aufnahme mehrere Bilder mit unterschiedlichen Fokuspunkten nacheinander aufgenommen werden. Dies ermöglicht es, eine größere Schärfentiefe zu erzielen und sicherzustellen, dass sowohl der Vordergrund als auch der Hintergrund scharf abgebildet werden. Durch die Kombination (Zusammenrechnung mit spezieller Software) dieser Einzelbilder können dann bestimmte Bereiche ausgewählt und zu einem einzigen Bild mit erweiterter Schärfentiefe zusammengefügt werden.

Mir gefällt die Bezeichnung Bracketing nicht, deswegen werde ich hier in der Folge nur vom Fokusstacking bzw. vom Stacken schreiben.

Die Canon EOS R7 besitzt diese Funktion des Fokus Bracketing (Fokusstacking) und kann diese Einzelaufnahmen mit einer internen Software zu einem Einzelfoto verrechnen. Die Kamera fertigt mit dieser Funktion eine vorher einzustellende Anzahl von Einzelfotos her. Diese können dann zu viel bzw. zu wenig Fotos sein um den gewünschten Effekt zu erzielen. Es besteht aber weiterhin die Möglichkeit, die Einzelbilder mittels einer speziellen Software (z.B. Helicon Focus) zusammenrechnen zu lassen. Diese Methode ist sehr aufwendig und zeitintensiv, sodass ich die kamerainterne Verarbeitung inzwischen vorziehe.

Das die R7 diese Funktion besitzt, war u.a. ein Punkt meiner Kaufentscheidung. Die ersten Tests machte ich im Freien. Hier war das altbekannte Problem, der Wind. Aber selbst mit Wind waren die Ergebnisse durchaus ausbaufähig.  Die kamerainterne Verarbeitung war sehr gut. Ich machte die Aufnahmen auch im cRAW-Format und bearbeitete sie später in Helicon Focus. Die cRAW Dateien muss ich immer in DNG mit dem ADOBE Camera RAW Converter konvertieren, da mein LR4 und PhotoShop-Elements mit den .cr3 Dateien nicht umgehen können.

Hier ein Beispiel mit der kamerainternen Verarbeitung:
Wohlgemerkt, die nächsten beiden Fotos sind Outdoor und mit dem Stativ gemacht.
Alle Aufnahmen mit dem Canon EF 100mm f-2.8L Macro IS USM - Objektiv.
Einstellungen an der Kamera:
Registerkartenmenü ROT, Reiter 6
Bei den folgenden Fotos waren 25 Aufnahmen von mir vor eingestellt und das Ergebnis mit der Verarbeitung der kamerainternen Verarbeitung.


Hier wiederum das Ergebnis mit der Verarbeitung aus cRAW Dateien und Helicon Focus. Ich sehe keine signifikanten Unterschiede.


Hier zwei weitere Beispiele 
a) kamerainterne Verarbeitung

b) Verarbeitung aus cRAW und Helicon Focus


Folgende Einstellungen an der Canon EOS R7:

Registerkartenmenü ROT, Reiter 6 (Stellen Sie [Anzahl der Bilder] ein)
➜ Eingestellt waren 55 Aufnahmen, die Serie wurde gestoppt nachdem auf dem Kameradisplay alles unscharf wurde.
Registerkartenmenü ROT, Reiter 4 (Stellen Sie [Fokus-Abstufung] ein
 Wie vorgeschlagen, Stufe 4.

Bei der nun folgenden Aufnahme einer Heidelibelle, die mit der automatischen Fokusstacking Funktion der Canon EOS R7 gemacht wurde, brachte gute bis sehr gute Resultate.

Fokussiert wurde bei den Fokusstacking Aufnahmen immer auf die vorderen Flügelspitzen mit einer Aufnahmeserie von 20 bis 25 Aufnahmen. Aufgenommen mit dem Dreibeinstativ und einem Kabelauslöser.

kamerainterne Softwarebearbeitung

Ich habe hier einmal den Vergleich zwischen den mit der kamerainternen Software entwickelten Einzelaufnahmen und eine weitere Bearbeitung machte ich mit der „Stacking“ Software "Helicon Focus" gemacht. Ich wählte zwei Einzelaufnahmen der Augenpaare. 
Das kamerainterne Canon-Dateiformat cr.3 musste zunächst in eine DNG-Datei*1 konvertiert werden. Bei den beiden Rohdatenbildern nahm ich die beiden, wo die beiden Augen scharf waren. Das kamerainterne Foto sieht in den Augen etwas milchiger, verwaschener aus. Aber ansonsten durchaus ok.
*1 Was ist eine DNG-Datei?
DNG steht für Digital Negative. Es ist ein Rohdatenformat in der digitalen Fotografie, das auf Basis des Formats TIFF 6.0 entwickelt wurde. Zahllose Kameramodelle und Bearbeitungsprogramme auf dem Markt machten das Thema Dateikompatibilität zu einer echten Herausforderung für Fotografen, wenn es an die Weitergabe und Entwicklung ihrer Arbeiten ging. Das DNG-Format gibt ihnen mehr Kontrolle über ihre Bilder und Kameraherstellern die Möglichkeit, mit einem konsistenten, offenen Standard zu arbeiten.
 
DNG-Dateien enthalten die unkomprimierten Bilddaten (RAW) einer Kamera. Viele Hersteller verwenden dieses Format, sodass die Nutzer ihre Bilder ohne Kompatibilitätsprobleme speichern, teilen und bearbeiten können. Canon nutzt für RAW Dateien das Speicherformat cr2 bzw. cr3 bei den neueren Modellen. Dazu muss man diese Dateien in einem speziellen DNG Konverter in DNG Dateien konvertieren.

Bearbeitet mit Helicon Focus
 

Bei der Helicon Focus Bearbeitung aus 2 Aufnahmen (Seite 11) sieht man eine bessere Detailschärfe und das Foto wirkt „knackiger“.

Aber das kameraintern bearbeitete Foto kommt diesem sehr nahe und rechtfertigt den Aufwand mit der Bearbeitung mittels Helicon Focus nicht unbedingt.

links Helicon Focus aus zwei Aufnahmen  -  rechts kamerainternes Foto

Bei folgenden Aufnahme wurde die vordere Flügelspitze anvisiert und scharfgestellt. Das kann man bei der Canon EOS R7 entweder durch den Sucher oder auf dem Display machen. Ich bevorzuge das Scharfstellen durch den Sucher und vergrößere mit der Lupe 5-fach. So kann ich direkt den Schärfe-punkt setzen.

Dann mit dem Fokusstack beginnen.

Diese Aufnahme wurde auf dem Stativ gemacht.


Diese Aufnahme wurde ebenfalls mit dem Stativ gemacht.


Bei dieser Aufnahme habe ich einmal ein paar Erläuterungen zu der Fokusstacking Problematik angefügt.

Diese Aufnahme wurde mit 25 Einzelaufnahmen kameraintern zusammenrechnen lassen. An den Beinen sieht man unscharfe, matschige Bereiche, die durch das Zusammenrechnen der kamerainternen Software kommen. Es kann aber auch passieren, dass sich das tier während der Aufnahmeserie minimal bewegt, was dann ebenfalls zu unscharfen Bereichen nach der Bearbeitung führt. In jedem Fall hilft dann hier nur digitale Nachbearbeitung.


Hier habe ich die Bereiche „weggestempelt“, das Foto wurde nachgeschärft und der Kontrast etwas angehoben.

So sah übrigens das Setup bei dem Fokusstacking aus. Das Blatt der Canna habe ich mitsamt der Heuschrecke abgeschnitten und so positioniert. Die Schrecke blieb ewig so sitzen und bewegte sich kaum. Somit hatte ich die Zeit, das Stativ aufzubauen und die Kamera in Ruhe auszurichten.


Dies war ein kleiner Ausflug in das Thema „Fokusstacking“. Sicherlich ein Randgebiet der Makrofotografie, aber durchaus lohnenswert dies einmal auszuprobieren. Die Ergebnisse sind verblüffend.

© 2023 | Thomas Hauth | Limburgerhof







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